Alle vier Gemeinderäte haben in den letzten Wochen zum Teil einstimmige Beschlüsse gefasst, in denen die Bürgermeister ermächtigt wurden, den Gesellschaftervertrag zu unterzeichnen und damit die Voraussetzungen für die formelle Gründung einer GmbH und Co. KG zu schaffen. Voraus gingen diesen Beschlüssen intensive Beratungen in den Gremien, die durch Machbarkeitsstudien für die Bohrung sowie Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für das neue Unternehmen und die entstehenden Wärmenetze untermauert wurden.
Die vier Bürgermeister Klaus Korneder (Grasbrunn), Dr. Andreas Bukowski (Haar), Leonhard Spitzauer (Vaterstetten) und Piet Mayr (Zorneding) unterzeichneten den Gesellschaftsvertrag am heutigen Tag und gründeten damit die neue Gesellschaft mit dem Namen GeoEnergieMünchenOst (kurz GEMO), die künftig das Projekt als eigenständiges Unternehmen umsetzen soll. Die Bürgermeister betonten bei einem Pressegespräch die Wichtigkeit des Jahrhundertprojekts, das alle Gemeinden der Erfüllung ihrer Klimaziele deutlich näherbringen wird.
Bereits im Frühjahr soll der Startschuss für die Vorbereitung des Bohrplatzes fallen. Anfang 2025 sollen dann die Bohrarbeiten beginnen, so dass schon 2026 Wärme aus dieser regenerativen Energie in die Wärmenetze in den Gemeinden geleitet werden kann und die Bürger der betroffenen Gemeinden ihre Heizung auf diese regenerative Energieform umstellen können.
Die Wirtschaftlichkeit des Projekts wird durch den Zusammenschluss der Gemeinden deutlich verbessert. „Wir hatten im Gemeinderat zwar schon bekundet, den Weg notfalls auch alleine zu gehen, aber am Ende standen aufgrund des Potentials der anderen Kommunen und der damit verbundenen Teilung von Risiken und Kapitalaufwand viele Argumente, das Projekt auf mehrere Säulen zu gründen“, sagt Vaterstettens Erster Bürgermeister Leonhard Spitzauer. Vaterstetten hat zur Umsetzung des Projektes bereits ein rund 15.000 m² großes Grundstück erworben, das zwischen Vaterstetten und Weißenfeld, nur wenige Meter östlich der Rastanlage Vaterstetten Ost an der A 99, liegt. Dieses Grundstück wird der Bohrgesellschaft von der Gemeinde Vaterstetten mit einem Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt. Das bayerische Wirtschaftsministerium hatte mit der so genannten gewerblichen Aufsuchungserlaubnis bereits Anfang Oktober das Recht erteilt, den Bodenschatz „Wärme“ wirtschaftlich zu nutzen.
Damit ist nun der Weg frei für eine Antragstellung beim Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAfA), der zuständigen Behörde für das Förderprogramm „Bundesprogramm effiziente Wärmenetze“ (BEW), aus dem sich die Gemeinden bis zu 40% Zuschüsse für das gesamte Projekt erhoffen. Ohne diese ist das Projekt nur schwer umsetzbar, denn allein die Erschließung der Geothermie – ohne Errichtung und Ausbau der Wärmenetze – wird nach jetzigem Stand ca. 50 Mio. € kosten. Nach der Zusage der Förderung und der Erteilung der erforderlichen Genehmigungen können Förder- und Re-Injektionsbohrung niedergebracht werden. Für die Bohrphase werden sechs bis acht Monate gerechnet. Danach (wahrscheinlich Ende 2025) könnten erste Pumpversuche warmes Wasser aus dem Boden fördern und dann die geothermische Heizzentrale gebaut werden.
Der Ausbau des Vaterstettener Wärmenetzes verläuft in der Zeit parallel zur geothermischen Erschließung, da die beiden Vorhaben stark voneinander abhängen. Die Verbindung zwischen dem Bohrplatz und dem jetzigen Heizwerk im Hans-Luft-Weg soll mit Erschließung des Bohrplatzes gebaut werden, um die geförderte Wärme aus der Tiefe schnellstmöglich an die Kunden zu bringen. In Grasbrunn und Haar gibt es bereits Infrastrukturen unterschiedlicher Betreiber, die schon bald auf die Vaterstettener Wärme umgestellt werden könnten. Für den Transport der Wärme nach Grasbrunn und Zorneding wird das Vaterstettener Gemeindewerk Verbindungsleitungen bauen.
Haar könnte seine Wärme voraussichtlich mit einer eigenen Leitung am Bohrplatz abholen und dazu eine Verbindung unter der A 99 hindurch bauen. Dr. Andreas Bukowski, Erster Bürgermeister der Gemeinde Haar, dazu: „Die Beteiligung ist für Haar ein logischer Schritt, den wir gerne gemeinsam mit unseren Nachbarn gehen. Logisch deshalb, da bei uns zum einen bereits größere Fernwärmenetze bestehen und zum anderen durch das vorhandene Blockheizkraftwerk ein notwendiges Redundanzheizwerk vorgehalten werden kann. Deshalb haben wir uns trotz der schwierigen Haushaltslage für diese Investition in die Zukunft entschieden.“
Zorneding ist mitten in den Planungen für ein gemeindliches Wärmenetz und wird deshalb erst mittelfristig Wärme abnehmen. Bürgermeister Piet Mayr sieht „durch die Geothermie die einmalige Chance, für die nächsten Generationen im ganzen Ort eine von fossilen Brennstoffen freie Wärmeversorgung aufzubauen.“
Einig sind sich die vier Bürgermeister über den Stellenwert dieses interkommunalen Projekts. Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder drückt dies so aus: „Ich freue mich, dass unser gemeinsames Projekt nun nach gut zehn Jahren im zweiten Anlauf umgesetzt werden kann. Gerade bei so wichtigen Themen ist eine interkommunale Zusammenarbeit immens wichtig.“